Von der bunten Blumenwiese über O… bis hin nach Troja: Der erste Tag beim YOUR STAGE!


Bei der Vorbereitung und Durchführung des Festivals hatten sich viele Schüler*innen der Gesamtschule beteiligt. Der Wahlpflichtkurs „Darstellen und Gestalten“ von Nele Schleicher hatte das Theater zu einem Ort des Verweilens umgestaltet und für sich erobert. Die Catering-AG, die Moderatoren der Eröffnung., die YOUR STAGE!-Orga-Crew, die Bühnentechnik und nicht zuletzt die Spieler*innen aus drei Wahlpflichktkursen „Darstellen und Gestalten“ standen also in den Startlöchern.
Am 13.6.2019 um 16 Uhr fiel der Startschuss für das diesjährige YOUR STAGE!-Festival, das den Untertitel „Schultheatertage in Neuss“ trägt. Drei Tage lang zeigen Schüler und Schülerinnen aus Neuss und Umgebung, was sie in ihren Literaturkursen und Wahlpflichtkurse „Darstellen und Gestalten“, in ihren Theater AGs oder auch freien Gruppen auf die Bühne bringen und verpflichten sich dabei dem Festival-Gedanken, der den Schultheatertagen in Neuss seine Energie geben soll: Theater bedeutet Vielfalt und ist dabei keine Bestenschau!
Am Ende gibt es keinen Preis für das beste Stück, YOUR STAGE! ist kein Wettbewerb. Vielmehr ist YOUR STAGE! ein Austausch, ein Aufeinander-Zukommen, ein Sich-Kennenlernen, ein Inspiriert-Werden von anderen Theatergruppen mit anderen Ansätzen und Ansichten. YourStage bedeutet nicht nur gesehen zu werden, sondern auch zu sehen und dann zu reden.
Was nach einem abstrakten Ansatz klingt, ist am ersten Tag des Festivals sehr gut von den beiden Gastgebern des Festivals, dem Rheinischen Landestheater Neuss und der Gesamtschule Norf in die Praxis durch die Festivalleistung mit Tanja Meurers und Nele Schleicher umgesetzt worden. Bei der Begrüßungsfeier, in der der Neusser Bürgermeister Reiner Breuer, der aus den Nähkästchen plauderte und verriet, dass er auch einmal Schauspieler werden wollte, es aber leider „nur“ zum Bürgermeister gereicht hat, sprachen auch Intendant Reinar Ortmann als Vertreter des RLT sowie die didaktische Leiterin der Gesamtschule Norf, Sandra Röhrbein-Kaske, ihre gebannte Vorfreude auf das Festival aus.
Nach den einleitenden Worten stürmten sogleich die ersten Schülerinnen und Schüler die Bühne des Schauspielhauses des RLT und eröffneten damit das YourStage-Festival. Die siebte Klasse der Gesamtschule Norf stellte sich in ihrer Produktion „Sicherlich gibt es mich. ICH BIN ICH.“ die Frage nach dem eigenen Sein, nach Zugehörigkeit oder dem Wunsch, anders zu sein. Was überaus philosophisch klingt, und es an manchen Stellen sicherlich auch ist, war viel mehr ein tolles Theaterstück, für das die Schülerinnen und Schüler um Spielleiterin und Festivalorganisatorin Nele Schleicher Inspiration bei Mira Lobes Kinderbuchklassiker des „Ichbinichs“ geholt haben. „Auf der bunten Blumenwiese geht ein buntes Tier spazieren“, heißt es da. Dieses bunte Tier sieht auf den ersten und auch auf den zweiten Blick nicht wirklich aus wie alle anderen Tiere, die es trifft. Es vergleicht sich verzweifelt mit Laubfrosch, Pferd, Fisch und Co., gehört aber nie dazu. Als es später in einer Seifenblase sein eigenes Spiegelbild sieht und erkennt, dass es eben nicht zu den anderen gehört, denn es ist ja das „Ichbinich“ und das ist auch gut so, wird die Moral ganz deutlich: Egal wer du bist, wie du aussiehst. Du bist du und das ist gut! Die Siebtklässler der Gesamtschule Norf wagen für ihre Version den Kniff und ziehen die Handlung in den Schulkontext und treffen damit ins Blaue: Besonders in der Schule durchlaufen wir doch alle irgendwie unsere ganz eigene „Ichbinich“-Geschichte um dann am Ende für uns herauszufinden, zu wem wir gehören und zu wem nicht und im Idealfall erfahren wir auf dieser Reise, dass es egal ist, was die anderen denken, denn, na klar: Ich bin ich! Und wer das nicht weiß, der ist dumm. Bumm! 
Gleich nach dem Stück startet das Format backstage!. Moderiert von RLT-Dramaturgin Marie Johannsen findet ein Nachgespräch zwischen Spielern und Spielerinnen und den Zuschauern statt. Dank der lockeren Moderation wird das anfängliche Eis schnell gebrochen und die Jugendlichen kommen im Saal schnell in einen Austausch. 
Gleich darauf geht es schon weiter. Nach einer kurzen Pause, in der alle Besucher und Teilnehmer des Festivals auf einen Apfelschorle-Empfang mit leckeren Snacks des Caterers Arscenandi eigeladen wurden, ging es herunter zur Studiobühne des RLT. Hier spielten die poco*mania ihre eigene Version der Kleist-Novelle Die Marquise von O…., die die jungen Schauspieler ganz reduziert einfach „O…“ nennen. So reduziert wie der Titel ist auch die Inszenierung der Gruppe. Dem von Heinrich von Kleist an der einen oder anderen Stelle überforderten Leser kann beruhigend gesagt werden, dass poco*mania ihr Handwerk verstehen, wenn es darum geht, komplexe Literatur verständlich zu vermitteln. Der Geschichte um die Offizierstochter, die im Kampf um eine Festung durch feindliche Soldaten belästigt und dann von einem ebenfalls feindlichen Grafen gerettet und daraufhin für sie unerklärbar schwanger wird, wird sich mit großer Körperlichkeit, viel Musik und Humor, präzisen Lichteinstellungen und sogar einer interaktiven Publikumsabstimmung genähert und auch dem berühmtesten Gedankenstrich der deutschen Literatur ein wenig mehr Leben eingehaucht. Im backstage!-Nachgespräch, moderiert von Nele Schleicher, die als Deutschlehrerin natürlich besonders interessierte Fragen an das Ensemble hatte, erfahren wir, dass die jungen Schauspieler sich selber in der Erarbeitung Gedanken gemacht haben über ihre persönlichen Familiensituationen und darüber, was alles schief laufen kann, wenn man, besonders im Sozialgefüge Familie nicht offen miteinander redet. 
Zum Abend und damit zum Abschluss des ersten Tages findet sich auf dem Spielplan des YourStage noch einmal schwere Kost. Die Schülerinnen des Erzbischöflichen Gymnasiums Marienberg aus Neuss zeigen Die Troerinnen, die bekannte griechische Tragödie des Euripides. In ihrer knapp anderthalbstündigen Darstellung der Geschichte der Frauen, die nach der Übernahme der Stadt Troja durch die Griechen unter den grausamen Gesetzen und Machenschaften der Besatzer zu leben haben, bringen die 27 Schülerinnen des Q1-Literaturkurses zwar viel Text, aber auch beeindruckende Bilder auf die Bühne des Neusser Schauspielhauses. Das Publikum wurde nicht müde und folgte der Inszenierung, die kein Blatt vor den Mund nahm und auch Vergewaltigungen und Kindsmord darstellte, bis zur letzten Minute. Auch im backstage-Gespräch findet Moderatorin Marie Johannsen heraus, dass das Stück den Nerv der Zuschauer getroffen hat. Begeistert wird für Frauenemanzipation geworben und auf die Wichtigkeit des Stoffes hingewiesen, der, obwohl er bereits 415 v.Chr. geschrieben wurde, traurigerweise immer noch brandaktuell ist. 
Und so geht, fast wie im Fluge, der erste YOUR STAGE-Tage zu Ende und alle haben es gemerkt: Theater macht viel Spaß! Der erste Tag hat bereits bestätigt, dass Jugendtheater eine große Vielfalt mit sich bringt und macht neugierig auf mehr! Glücklicherweise geht es ja schnell weiter! Der Freitag bringt mit sich: Eine Werkschau an Stücken, die noch unter dem Label „work in progress“ stehen, zwei Lehrerworkshops sowie abends die Aufführung der achten Klasse des Erzbischöflichen Gymnasiums Marienberg mit dem Titel „36.000 Sekunden“. 

(Marius Panitz)

Gesamtschule Norf, Klasse 7
"Sicherlich gibt es mich. IchbinIch."

Auf der bunten Blumenwiese geht ein buntes Tier spazieren... Auf der Grundlage von Mira Lobes Kinderbuchklassiker „Ich bin Ich“ hat sich die Gruppe jugendlicher Spieler*innen auf die Suche des „IchbinIchs“ nach sich selbst gemacht.
Woher komme ich? Wer bin ich? Wer will ich sein? Dabei bewegen die Schüler*innen sich in ihrem Schulalltag im Spannungsfeld zwischen Ich-selbst-zu-sein und mit anderen und dem Leistungsdruck mithalten zu wollen. Zu wem will man eigentlich gehören? Zu den Tussis? Den Sportler*innen? Den Schläger*innen? Oder will eine neue junge Generation nicht einfach nur eins: Spaß haben?
Die Spieler*innen haben seit diesem Schuljahr den Wahlpflichtkurs „Darstellen und Gestalten“ gewählt und die Produktion zeigt das Ergebnis ihrer intensiven Arbeit. 

Von und mit: Lilly Bellen, Felicia Dahmen, Miguel Dost, Rike Eichmanns, Nadine Fenselau, Emma Giritsch, Emma Grabowski, Jana Grobarek, Engür Gövem, Leandra Häsler, Irem Ilanbey, Stella Keil, Tiana Maduch, Nora Mahli, Sophie Marcus, Sara Neubauer, Ayse Özen, Marvin Petersson, Victoria Stokov, Lea Tenten, Romy Wegener

Spielleitung: Nele Schleicher
Mitarbeit: Ronja Haller,  Norma Müller
Technik: Mathieu Cheru, Max Quandel

Fotos: Lara Ahles  und  Paul Milde

Käthe-Kollwitz-Gesamtschule, Grevenbroich, poco*mania e.V.,
"O..."

 „Die Marquise von O....“ - Was für ein Text! Befremdlich wirkt er, merkwürdig, irgendwie ungereimt; und ausgerechnet diese Novelle von Kleist ist in der Obligatorik für das NRW-Zentralabitur im Fach Deutsch. Grund genug, dass sich die jugendlichen Spieler*innen von poco*mania ihren eigenen Reim auf dieses Werk machen. Und wie! „O....“ ist kein Schauspiel, sondern eher ein Spektakel, eine Show mit viel Rhythmus, schrägen Ideen und unerwarteten Wendungen. Doch geht es in der neuen Eigenproduktion der Gruppe nicht nur um das Schicksal der weiblichen Hauptfigur, der Marquise von O…. Die poco*manische Version dieses Klassikers legt vielmehr andere, tiefere Schichten dieser Titelfigur frei, stellt die Marquise infrage und dreht sie auf links. „O....“ wird dadurch zu einem Stück über Familien: was sie bieten, wenn nichts mehr da ist; was sie zusammenhält, wenn alles auseinanderfällt und was für Abgründe sich auftun, wenn der schöne Schein verfliegt…

Von und mit:  Flora Bienefeld, Helin Binyil, Gizem Dane, Jerome Dutka, Tasha Helten, Lisa-Marie Rotter, Barbara Wegener, Dominik Würz 

Spielleitung/Regie: Axel Mertens
Sprachtraining/Regie: Klaus Stimpel
Technik: Christina Breuer, Vincent Graen, Marcel Röber, Jannick Sölter

Fotos: Lara Ahles und Paul Milde

Erzbischöfliches Gymnasium Marienberg, Stufe Q1,
"Die Troerinnen"

Um das historische Troja ranken sich viele Mythen. Die Erzählungen vom Raub der Helena, der zehnjährigen Belagerung der Stadt und deren Eroberung durch die List des Odysseus sind tief verankert im kulturellen Gedächtnis des Westens. Die Namen der Helden sind noch heute bekannt. Aber, so fragte schon Euripides um ca. 400 v. Christus, wer erzählt die Geschichte derjenigen, die unverschuldet zu Opfern des Krieges wurden? Und wer erzählt die Geschichte der Frauen? Die hier herangezogene Textfassung von Sungard Rothschädl legt den Akzent auf die Frage nach dem Umgang mit dem durch Krieg verursachten Leid. Thematisiert werden kulturelle Rollenmuster, die reproduziert und gespiegelt, übernommen und verworfen werden. Die ausschließlich weibliche Besetzung aller Rollen macht diese Reflexion besonders interessant; der Wechsel von spielerischen und epischen Elementen schafft gleichermaßen Identifikation wie Distanz. So will die Inszenierung Pro
blembewusstsein schaffen, gerade auch durch die Kombination dramatischer und komischer, antiker und moderner Elemente. Auf der Bühne stehen 26 Schülerinnen aus dem Literaturkurs der Jahrgangsstufe Q1 des Gymnasiums Marienberg, die sich der großen Herausforderung dieses Stückes mit Ernsthaftigkeit und Witz stellen und
dabei im großen Saal auch auf die Unterstützung des Publikums hoffen

Von und mit: Franziska Ahlfs, Laura Backhaus, Elena Becker, Angelina Borries, Marie Cohnen, Anna Felis, Anneke Frommen, Giulia Geller, Sina Heiser,  Johanna Hienz, Marielies Inteveen, Marie Kahlen, Alina Karbach, Madelaine Kloft, Viktoria Köhler, Antonia Lonnes, Juliana Magalhaes da Silva, Laura Metzner, Domingos Oliveira, Milla Priboschek, Nele Sage, Joana Laura Schiefer, Paula Schößler, Carolin Spelter, Yumi Tanabe, Luisa Theisen

Spielleitung: Katharina Keßler
Mitarbeit: Nadine Groß, Tanja Meurers, Marie Johanssen
Technik: Gina-Maria Landwehr

Fotos: Lara Ahles

Werkschau, Workshops und Weltuntergang – Der zweite YOUR STAGE!-Tag



Als wollte es keine Zeit verlieren, startete das YOUR STAGE! an seinem zweiten Tag direkt um 10 Uhr voll durch mit viel Theater in kurzer Zeit. Wenn ein Festival eine Werkschau im Programm anbietet, bedeutet das, dass es auf kurzen Zeitraum gesehen viele spannende Einblicke gibt in Theaterstücke, die ihre Arbeit nur kurz anteasern und Lust machen wollen auf mehr.

Das YOUR STAGE! bietet mit seiner Werkschau also Theatergruppen die Möglichkeit, kurze Ausschnitte aus ihren Arbeiten zu zeigen und macht damit zudem deutlich, dass es wirklich allen eine Bühne bieten kann, auch, wenn sie mit ihrem Theaterprojekt noch nicht fertiggeprobt haben sollten.

Und so kamen am gestrigen Morgen im Schauspielhaus auf der großen Bühne Schüler*innen aus vier Schulen mit insgesamt sechs Projekten zusammen und zeigten erneut, dass sie die große Profibühne ohne große Probleme für sich vereinnahmen konnten.

Den Start machte der Q1-VIP-Kurs des Pascal-Gymnasium aus Grevenbroich mit Einblicken in sein Dracula-Musical. VIP steht hierbei für „vokal-instrumental-praktischer Kurs“ und bildete so eine große Schülergruppe, die Schauspiel, Tanz und Gesang einerseits, das eigene Orchester andererseits selbst besetzen. Der VIP-Kurs zeigte kurze Szenen mit locker-lustigem Slapstick und performte sodann noch einen ansehnlichen Reigentanz samt Ensemble-Gesang, der sich sehen und hören lassen konnte.

Im Anschluss, gab es, ebenfalls vom Pascal-Gymnasium, Grevenbroich „Keine Ballade? Schade!“. Hierbei bewiesen die Sechstklässler, dass Gedichte keinesfalls etwas Langweiliges sind. Obwohl noch so jung, entwickelten die jungen Vortragenden ein wirklich präzises Gefühl für verschiedene Stimmungen in den Gedichten, die das Publikum teilweise, geprägt von seiner eigenen Schulzeit, sicherlich auch mitsprechen konnte. Oder gibt es wahrlich jemanden, der bei „Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland…“ oder „Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?“ nicht direkt mitsprechen möchte? Unterstützt wurden die gespielten Gedichte von einer spannenden Live-Soundkulisse, die Schüler mit unterschiedlichsten Gegenständen vor Mikrophonen kreierten und den Gedichten damit eine ganz eigene, stimmungsvolle Note verliehen.

Dass das YOUR STAGE!-Festival ganz im Zeichen der eigenen Identitätsfindung steht, bewiesen auch die Produktionen der Gesamtschule Norf. Die Einblicke, die die siebte Klasse der Schule in ihre Arbeiten aus dem Wahlpflichtfach „Darstellen und Gestalten“ bot, kreisten allesamt um angespannte Familienverhältnisse. Konflikte in Familien entstehen schnell. Vielleicht bei einem schlechten Halbjahreszeugnis oder aber, wenn die Tochter mit ihrem Freund zusammenziehen will. Dass dies nicht unbedingt immer im Zank enden muss und Familien an solchen Situationen auch erstarken können, zeigen uns die Siebtklässler sowohl mit ernstem Spiel als auch mit dem einen oder anderen humoristischen Element.

Mit der Frage des Erwachsenwerdens beschäftigte sich der Wahlpflichtbereich „Darstellen und Gestalten“ der neunten Klasse der Gesamtschule Norf. In ihrer Interpretation von Lewis Carrolls Nonsens-Kinderbuch-Klassiker „Alice im Wunderland“. Alice in die Schule versetzend und das Stück mit eigenen autobiografischen Elementen verfeinernd verarbeiten die Schülerinnen und Schüler hier eine Ich-Suche, für die sie alle Alice als Vorreiterin ins Feld schicken. Sehr ansehnlich gespielt und zudem ausgestattet mit wirklich coolen Kostümen!

In „Ein Alptraum wird wahr“ beschäftigen sich die Schüler*innen der siebten Klasse der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule mit einem Thema, das leider zum Alltag in jeder Schule gehört: Mobbing! Auf der Party betrinkt sich Ella eher unfreiwillig so sehr, dass sie einschläft und von Mitschülern fotografiert wird. Das Foto macht schnell die Runde und alle drehen Ella den Rücken zu, sogar ihre beste Freundin. In hübsch stilisierten Szenen beweisen die Spielerinnen und Spieler aus Grevenbroich den im Theater so wichtigen Mut zur Hässlichkeit, überziehen ihre Rollen bewusst und stellen damit eine Karikatur eines Themas dar, das als Szene zwar unterhaltsam daherkommt, doch aber so ernst ist, dass die Darstellung sehr zum Nachdenken anregt.

In „Das ist doch nur ein Buch“ sind die Fünftklässler des Georg-Büchner-Gymnasiums, Kaarst ganz groß. Auf einer Pyjamaparty verschwinden plötzlich die Gastgeber, übrig bleibt nur ein Buch, das in Trollsprache geschrieben ist. In der Darstellung der mit Abstand abenteuerlichsten Übernachtungsparty, die das Theaterpublikum je gesehen hat, beweisen gerade die ganz jungen Darstellerinnen und Darsteller, dass sie den älteren Kollegen in nichts nachstehen. Wie die Profis nehmen sie die ganze Bühne ein und packen die Zuschauer mit ihrer spannenden Geschichte, bei der wir nur zu gerne gewusst hätten, wie sie ausgeht.

Die direkt aufeinander folgenden Ausschnitte aus verschiedenen Produktionen von unterschiedlichen Schulen aus einem breiten Altersspektrum machen mit Blick auf das Schülertheater eines schnell deutlich: Es gibt eine außerordentliche Vielfalt an Ansätzen, mit denen die Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit ihren Spielleitern Geschichten erzählen, singen, tanzen, performen können und Lust machen auf mehr!

Nach dieser beeindruckenden Werkschau stand der Rest des Mittags und des Nachmittags im Zeichen der Workshops für die teilnehmenden Lehrer*innen. Sie trafen sich zum Mittagessen und dann stand die Gesamtschule Norf ganz im Zeichen von Lust auf Theater.

Spielleiter der Theatergruppe poco*mania, Axel Mertens beschäftigte sich im von ihm gegebenen Workshop „Auf der Suche nach dem ‚wahren Moment‘ – Erfahrungsbezogenes Theater mit Jugendlichen“ damit, wie Jugendliche auf der Bühne authentisch wirken können. Müssen sie sich selber spielen? Können sie auch ältere Rollen verkörpern? Welche Impulse der Jugendlichen kann man in der Stückentwicklung nachhaltig verwenden?

Im zweiten Workshop „Kein Drama! Performative Theaterformen mit Jugendlichen“ erarbeitet Theaterpädagogin Nelly Sautter mit ihren Teilnehmern Ansätze im Jugendtheater, die über das übliche Sprechtheater, das auch großen Einzug in das Schultheater hält, hinaus gehen und im ersten Augenblick, besonders von Schülerinnen und Schülern gar nicht als Theater wahrgenommen werden. Den Schwerpunkt legt Sautter hier auf das Thema „Kleidung“, ließ die Teilnehmer Aktionen mit einem Kleiderhaufen ausführen und legte hierbei Wert darauf, dass alles faktisch und tatsächlich gespielt wird, eine Abkehr vom pantomimischen Spiel also.

Nach einer etwas längeren Pause gab es am Abend dann noch einmal theatrale Kost zum Nachdenken. Was würdest du machen, wenn sich wirklich unausweichlich der Weltuntergang ankündigte? Nostradamus oder die Maya haben es ja bereits oft vorausgesagt. Bisher ist nichts passiert. Was aber, wenn uns wirklich unbemerkt schon längst Außerirdische auf der Nase herumtänzeln und den Erden-Countdown auf zehn Stunden stellen?

Dieser Frage näherte sich im letzten Stück des YOUR STAGE!-Freitags die achte Klasse des Erzbischöflichen Marienberg-Gymnasiums Neuss in ihrer Inszenierung von Julia Gastels Stück „36.000 Sekunden“ und stellte einen Querschnitt der Gesellschaft dar, der im Angesicht des drohenden Jüngsten Gerichts in gewisser Weise eine Scheißegalhaltung einnimmt und lieber Weltuntergangspartys feiert oder eine Apokalypse-Shoppingtour macht. Was lustig klingt, hat sicherlich einen ernsten Hintergrund und soll den Zuschauer zum Nachdenken anregen. Schnell findet sich das Publikum hier auch in eigenen Gedankenströmen wieder. Man erwischt sich leicht bei den Gedanken, dass ein gewisser Pessimismus sich schnell einstellt und man anfängt, sein Leben vor sich und seine Geschichte hinter sich zu bedenken und ganz kritisch auf Ziele, Träume und Bucket-List schaut.


(Marius Panitz)

  • Kein Problem bei backstage!

    Schaltfläche
  • Pascal-Gymansium, Grevenbroch, Stufe Q1
    "Keine Ballade? Schade!"

    Alle machen einen riesigen Bogen um Gedichte, dabei sind sie Musik in Worten, sie brauchen Bewegung, Geräusche und vollen Einsatz. Die Theatergruppe der 6. Klasse beweist es ganz klar: Gedichte? Na klar!

    Von und mit: Schüler*innen der Klasse 6
    Spielleitung: Folker Banik
    Foto: Paul Milde

    Käthe-Kollwitz-Gesamtschule, Grevenbroich, 8. Klasse,
    "Ein Alptraum wird wahr"

    Ella, die Protagonistin in unserem Stück, hat nachts die böse Vorahnung, dass sich ihre Welt bald gänzlich ins Dunkle verwandeln wird. Auf einer Party trifft Ella ihren Schwarm und ist so aufgeregt, dass sie sich betrinkt und im Vollrausch auf der Party einschläft. Leider rutscht ihr Kleid dabei hoch. Das lässt sich ausgerechnet ihr Schwarm nicht entgehen, fotografiert sie und lädt das Foto hoch. Ella verliert ihre Persönlichkeit und wird dadurch nur noch auf das Bild reduziert. Ihr Alptraum wird wahr.

    Von und mit: Ahmed, Ilayda Asik, Anna-Katharina Bischel, Asya Helin Can, Carolina Corell, Julia Dymek, Esmanur Eren, Marie Fieser, Zara Ivanova, Suhandan Zehra Karatas, Fatma-Irem Kosan, Dilan Meuser, Sarah Möller, Michelle Riepl, Lena Marie Rösgen, Leonie Schmelter, Antonia Maria Voigt, Lara Zang

    Spielleitung: Konstantin Habich

    Foto: Paul Milde

    Pascal-Gymnasium, Grevenbroich, Stufe Q1,
    "Dracula, Das Musical"

    Jonathan ist der erfolgloseste Makler aller Zeiten und versucht nun sein Glück in der waldreichen Pampa, abseits der Stadt.
    Dort trifft er nicht nur auf den bekannt bissigen Grafen, sondern auch seine überaus reizenden Vampiretten, Blicke treffen sich, Worte werden getauscht und nicht nur die...

    Von und mit:Dilay Alaca, Laura Berling, Lukas Dahmen, Alyna Daub, Pascal Friedrich, Thea Helmrich, Maike Hofer, Lina Leven, Josy Müller, Maike Reipen, Clara Reipen, Ronj Schwabe, Anna Terhard, Merle Triesch

    Spielleitung: Folker Banik

    Foto: Paul Milde

    Georg-Büchner-Gymnasium, Kaarst, 5. Klasse,
    "Das ist nur ein Buch!"

    Darauf haben alle gewartet, die Vorfreude ist groß, alles wurde angerichtet, endlich startet die große Pyjamaparty mit Tanzen, Schlemmen und Geschichten erzählen... was soll da schon passieren? In der Nacht geschehen jedoch komische Dinge, die das Leben aller durcheinander bringen. Die Gastgeber verschwinden und die Partygäste finden sich auf einmal in einem großen Abenteuer wieder, in dem sie sich mehreren Herausforderungen stellen müssen. Gemeinsam versuchen die Freunde, einen Weg zurück in die Welt zu finden. Denn sonst... 

    Von und mit: Hanna Bach, Greta Baldus, Beyza Bayrak, Rebecca Berk, Nele Clever, Greta Dierkes, Marian Feist, Amelie Felkel, Charlotte Gottlob, Nikolas Kampas, Louis Krause, Zing Man Mok, Ida Niesen, Layan Nouhouh, Claire Pankin, Frieda Pilz, Kyra-Lynn Rach, Hanna von Reuter, Paul Seidel, Nila Selvarajah, Louisa Stankowiak, Caroline Thiery, Luca Wefers

    Spielleitung: Thomas Oberländer 

    Foto: Paul Milde

    Gesamtschule Norf, 8. Klasse,
    "Familie und andere Schwierigkeiten"

    Teil1: Die Familie sitzt am Esstisch. Die älteste Tochter kommt rein, setzt sich hin und lässt eine Bombe platzen. Sie will mit ihrem Freund zusammenziehen. Die Mutter versucht, besonnen zu reagieren und übertreibt maßlos. Sie fahren zu einem Möbelgeschäft und die Mutter sucht alles aus. Leider trifft es aber nicht unbedingt den Geschmack der ältesten Tochter. Zudem hat die Tochter nicht alles erzählt. Aus dem Familienalltag gegriffen birgt diese Szene viel Situationskomik. Solche Situationen helfen einen nicht alles bzw. sich selbst zu ernst zu nehmen. Man lernt eben aus der Erfahrung!

    Teil 2:Die Mutter bereitet das Abendbrot vor. Die Kinder streiten sich sehr laut im Wohnzimmer. Das Halbjahreszeugnis ist gerade von der Schule ausgegeben worden. Eines der Kinder hat Angst seine Note zu verraten. Die Mutter muss wieder allein zurechtkommen und alles in der Familie regeln. Ihr Mann ruft an. Sie ist enttäuscht, dass er wieder sein Versprechen nicht gehalten hat. Die Kinder bekommen es mit. Sie beendet das Telefongespräch und erzählt den Kindern von einem Besuch im Disneyland Paris, das an diesem Wochenende stattfinden soll. Hat sie zu viel versprochen oder führt sie etwas anderes im Schilde? Leider erleben immer mehr Familien diese Probleme und die Kinder leiden am meisten. Reißt es das Familiengewebe auseinander oder entsteht eine Art Zusammenhalt als Schutz dagegen? Diese Szene beschäftigt sich mit diesem Thema und wirft für alle Beteiligten Fragen auf.

    Von und mit: Lara Braun, Lea Gerard, Maxim Hanz, Ivana Ivanovic, Ariadna Buj Mayor, Luca Rittner, Max Teiber, Lina Ulich, Amira Yaalaoui

    Spielleitung: Stephen Ibbotson

    Foto: Paul Milde

    Gesamtschule Norf, 9. Klasse,
    "Alice im Wunderland"

    Der „Darstellen und Gestalten“- Kurs der 9. Klasse der GE-Norf entführt das Publikum in eine Welt der Fantasie und des Nonsens. Die Schüler*innen entwickelten ein eigenes Stück in Anlehnung an das Buch „Alice im Wunderland" von Lewis Carroll. Durch autobiographische Elemente wird die Frage nach Kritik an der Erwachsenenwelt aufgeworfen und darstellerisch in Form einer Ich-Suche von Alice verarbeitet.

    Von und mit:  Caner Abdrumanov, Anis Melike Adibelli, Marie Andres, Emine Erva Apak, Celina Basarir, Veysel Bilgehan Bilgi, Marina Block, Sava Mirsolav Bogosavljevic, Hilal Eraslan, Jessica Frankowski, Miraac Göl, Julia Haas, Marvin Herrmann, Aleyna Keller, Amelie Knopik, Katrin Jasmin Mikerova, Aysegül Özcan, Yavuz Özdemir, Cem-Berkin Özer, Florina Robertz, Daria Rubin, Viktoria Schwientek, Sudenaz-Behiye Tekeli, Lisa-Christin Zehner

    Spielleitung: Aline Pichon
    Technik: Mathieu Chenu

    Foto: Paul Milde
  • Workshop "Perfomratives Theater" mit Nelly Sauter

    Schaltfläche
  • Erzbischöfliches Gymnasium Marienberg, Klasse 8,
    "36000 Sekunden"

    Was würdest du tun, wenn du nur noch 10 Stunden zu leben hättest?
    Mit dieser Frage werden alle Figuren des Stücks jäh konfrontiert, als die Nachrichten plötzlich verkünden, dass in zehn Stunden die Welt untergeht, und entscheiden sich, ohne viel nachzudenken, wie sie die letzten Stunden ihres Lebens verbringen wollen.
    Schnell noch den besten Highscore ever aufstellen? Endlich die heißersehnte Designertasche kaufen? Die beste End-of-the-World-Party der Stadt schmeißen? Sich mit seiner Tochter versöhnen? Oder etwas total Verrücktes tun?
    Ein heiteres Stück über die letzten Stunden der Menschheit und die Frage, was im Leben wirklich wichtig ist. Eine Frage, die wir uns alle einmal stellen sollten...
    Zu sehen sind 14 Schülerinnen, die sich in dem Kurs „Szenisches Spiel“ dem Stück von Julia Gastel annäherten, in der Hoffnung, das Publikum im Studio nicht nur zu unterhalten, sondern auch mit auf diese Sinnsuche zu nehmen.

    Von und mit: Katharina Averdung, Henriette Bützer, Lilly Deuß, Svea Flachskamm, Linda Hormes, Vivien Klapper, Sophie Luppa, Charlotte Mucha, Lea Müller, Anna Musiol, Zoe Schneider, Felicia Sommerfeld, Paulina Stiasni, Marlene Wucherpfennig

    Spielleitung: Nadine J. Groß
    Mitarbeit/ Technik/ Maske: Katharina Keßler

    Foto:  Lara Ahles


    Geschenk und eine Reise von Helsingør, über den Stadtpark bis ins Zeitgefängis! – Der letzte YourStage-Tag


    So brach er nun an, der dritte und letzte Tag des YOUR STAGE-Festivals. Doch Trübsal wurde nicht geblasen. Stattdessen gab der letzte Neusser Schultheatertag noch einmal richtig Gas. Gleich vier Produktionen gab es gestern zu sehen, die alle erneut deutlich machten, wie bunt Schultheater sein kann. 
    Den Einstieg in den YOUR STAGE!-Samstag machte die Janusz-Korczak-Gesamtschule mit Neuntklässlern, die sich an nichts Geringeres heranwagten als an die Champions-League der Schauspielerei, William Shakespeares Hamlet. Sie setzten ihm einen Gute-Nacht-Gruß vor und machten daraus ihre Version, die sie „ Good Night – Hamlet“ nannten. Die Gruppe selbst sagt von sich, es sei „verwegen“, sich an dieses Stück heranzutrauen, an dem auch Profischauspieler und Profiregisseure in der Vorbereitung viel zu knabbern haben. Dank großzügiger Kürzungen, die alle historischen und besonders die politischen Elemente etwas in den Hintergrund stellen, beziehen sich die Schülerinnen und Schüler um ihren Spielleiter Bernd Herholz besonders auf die Themen Familie, Liebe und Freundschaft, versuchen somit eine Verbindung herzustellen zu ihrer eigenen Lebenserfahrung und beweisen damit wieder deutlich, wie zeitlos und allgegenwärtig der Stoff des alten Barden ist.
    Gleich darauf zogen die Schülerinnen und Schüler der dritten und vierten Klasse der Gebrüder-Grimm-Schule, Grevenbroich mit „Die Entenoma und die Stadtparkkids: Park in Gefahr“ eine große Zahl an Zuschauern ins Schauspielhaus des RLT. Theaterstücke mit Kindern im Grundschulalter erfreuen sich auf Schultheaterfestivals immer großer Beliebtheit und dies bestätigte sich auch hier: Bürgermeister Dr. Fuchs will den Stadtpark abholzen, hier soll ein großes Einkaufszentrum entstehen, das der Stadt viel Geld einbringen soll. Hierbei hat er aber nicht die Rechnung mit der Entenoma und den Stadtparkkids gemacht, die sich mit Herzblut für ihren Stadtpark einsetzen, in dem sich Fuchs und Hase, oder wie im vorliegenden Stück konkreter Eichhörnchen und alter Baum noch gute Nacht sagen. Als Dritt- und Viertklässler waren die Schüler der Gebrüder-Grimm-Schule die jüngsten Teilnehmer des Festivals, was aber ihrem Schauspiel keinen Abbruch tat. Ganz im Gegenteil: Irgendwie merkten die Zuschauer gerade bei den Jüngsten, warum es Schau„spiel“ heißt, denn die Aufgabe eines jeden Schauspielers ist es, sich das innere Kind zu bewahren. Wenn die Schauspieler dann wahrlich noch Kinder sind, ist die Freude doppelt groß. Mit viel Spaß am Spiel, einer fetzigen Band und Liedern, die sogar einen Rolf Zuckowski blass aussehen lassen, unterhalten die Kleinen in ganz großem Stil und ernten anschließend minutenlagen Applaus, für den sie sich sogar souverän mit einem Zugabe-Ständchen beim Publikum bedanken.
    „Das Geschenk“, so hieß das dritte Stück an diesem Tag, die achte Klasse der Wilhelm-von-Humboldt-Gesamtschule die Künstler dahinter. Die Geschichte handelt von einer Tochter, die ihre Eltern aus einem gefristeten Alltagstrott herausholen will, damit sie auf frische Gedanken kommen, sodass das Geschenk zum anstehenden Jahrestag etwas ganz Besonderes wird. Mit ihrem Stück wagen sich die Schülerinnen und Schüler aus Grevenbroich an ein ganz gefährliches schultheatrales Minenfeld: das Komödiantische. Oft wollen Schultheatergruppen lustig wirken und schaffen es dann höchstens, das Publikum in die Gefilde des Fremdschämens zu entführen. Bei „Das Geschenk“ wird uns allerdings gezeigt, wie man es richtig macht. Wir fühlten uns wirklich unterhalten und haben teilweise Tränen gelacht. Ein Patentrezept für das richtige Herangehen gibt es sicherlich nicht. Die Gesamtschüler nahmen sich im Spiel allerdings bereits von Beginn an nicht zu ernst, spielten teilweise bewusst überzogen und haben gar nicht erst versucht, Rollen mit einer tiefgreifenden Geschichte zu spielen. Dies gibt dem Schauspiel sogleich eine wichtige Komponente: Ehrlichkeit! Und das belohnt das Publikum mit begeistertem Lachen und viel Applaus und auch von uns ein großes Lob! 
    Den Abschluss des Festivals machte dann die Freie Jugendtheatergruppe no.name vom Jugendzentrum GOT St. Josef aus Grevenbroich mit ihrem Stück „tempus non fugit“. Der Titel übersetzt sich ins Deutsche mit „Die Zeit flieht nicht“. Angehlehnt an den berühmten lateinischen Ausspruch „tempus fugit“ beschäftigt sich die Gruppe mit dem Thema „Zeit“ und sperrt die Rollen ihrer Spieler als Strafe für ihre Straftat „Zeitdiebstahl“ in ein Zeitgefängnis, in dem alle Uhren immer auf 12 Uhr, die Insassen sollen nicht in den Genuss von vergehender Zeit kommen. Auf Grundlage persönlicher Geschichten und eigener Erfahrungen hat die Theatergruppe ihr Stück selber geschrieben und auch das Lichtkonzept selbst erstellt, durch das sie viele eindrucksvolle Bilder kreierte, die den Zuschauern, wie sie es im Nachgespräch vermehrt betonen, in Gedanken bleiben und sie dadurch zum Nachdenken anregen werden.
    Und dann war alles vorbei. Die monatelange Vorbereitung, die vielen Planungssitzungen, das Proben, das Gedankenmachen, das Aufgeregtsein. All das hat dafür gesorgt, dass Jungschauspieler*innen aus acht Schulen und einem Jugendzentrum drei wundervolle, inspirierende und vor allem spaßige Tage hatten. Die Kinder und Jugendlichen hatten nicht nur die Möglichkeit, sich auf einer Profibühne und in Profigarderoben zu fühlen, wie echte Schauspieler. Sie waren es auch! Und neben all dem Theaterspiel kam es zudem zu aufregendem Austausch. Vielleicht wurden neue Freundschaften geschmiedet? Vielleicht Ideen für neue Stücke ausgetauscht? Auf jeden Fall wurde wieder eines deutlich: Theater ist für alle da und vereint viele Menschen, viele Gedanken und viele Temperamente unter einem Dach und das vom jüngsten Grundschüler bis zum ältesten Studenten! Kinder-, Jugend- und Schultheater haben Hochkonjunktur und das ist auch gut so!


    (Marius Panitz)

    Gebrüder-Grimm-Schule, Grevenbroich, 3. und 4. Klasse,
    „Entenoma und die Stadtparkkids – Park in Gefahr“

    Aufregung im Stadtpark! Der wunderschöne Park soll einem Einkaufscenter weichen. Im Stadtrat wurde schon alles beschlossen und der Bürgermeister freut sich auf viele neue Einnahmemöglichkeiten. Die Stadtparkkids und Horst, der Grünflächenmann, sind entsetzt. Gemeinsam mit Entenoma Minchen und der lieben Frau Vogel schmieden sie Pläne, um den Park zu retten. Eine aufregende Zeit beginnt.

    Von und mit: Fynn Behrendt, Amelie Bilstein, Maja Blankenburg, Mika Brause, Emily Buchwald, Niklas Burger, Sophie Degenhard, Katharina Deinat, Luise Drees, Julius Ellbracht, Leni Goldlücke, Lennard Grimm, Max Hirsch, Deni Jasarspahic, Katharina Klöter, Bianca Lammertz, Maya Lemm, Luna Lirsch, Tabea Matter, Paul Mattheisen, Rieke Meyer, Lara Obermann, Nicklas Schneider, Noah Schüller, Lilly Wagner, Lukas Werner, Julia Wiechmann

    Spielleitung: Tamara Jäger
    In Kooperation mit der Musikschule Kaarst, Mark Koll

    Fotos: Lara Ahles und Paul 

    Janusz-Korczak-Gesamtschule,  
    9. Klasse,
    „GOOD NIGHT – HAMLET!“

    Natürlich ist es verwegen, sich mit einem Kurs Darstellen und Gestalten der 9. Klassen an ein derartig prominentes Drama wie Hamlet zu wagen!

    Unmöglich,....ohne die Reduktion auf einzelne Handlungsstränge und, ganz wichtig, die erhebliche Kürzung der enorm langen Texte und Monologe!

    Aber der Stoff hat einiges zu bieten, was Schülerinnen und Schüler anspricht:

    Einen innerlich zerrissenen Helden, leidenschaftlich, voller Zweifel und Ängsten, fähig zu Liebe und Hass, ein komplexes Beziehungsgeflecht am dänischen Hof, Intrigen und Eifersucht, Loyalität, Freundschaft und Liebe. Gekürzt um die historische, außenpolitische Dimension, damit beschränkt auf  Familie und Freundeskreis, bleibt Sein oder Nichtsein, (das ist) hier die Frage!

    Von und mit: Alina, Aliyah, Annika, Celina, Celine, Gina, Greta, Jennifer, Joanna, Jonas, Josephine, Joyce, Leonie E., Leonie N., Liliana, Luisa, Madita, Malika, Mara, Marie, Maya, Melina, Melissa, Pauline, Rosi, Rozina, Viktoria, Yasemin, Yunus


    Spielleitung: Bernd Herholz 

    Foto: Paul Milde

    Wilhelm-von-Humboldt-Gesamtschule, 8. Klasse, 
    „Das Geschenk“

    Das Stück handelt von einem Ehepaar, deren Jahrestag bald ansteht. Leider fehlt ihnen jegliche Idee für ein Geschenk. Ihre gemeinsame Tochter erfährt von dieser Situation und ist völlig genervt, dass sich ihre Eltern nur noch um ihre eigenen Dinge kümmern. Sie hat eine Idee und hilft ihren Eltern etwas auf die Sprünge: Sie möchte ihnen ihre Fantasie wiedergeben, indem sie sie in verschiedene fantastische Situationen entführt. 
    Die Eltern merken, wie sehr sie in ihrer eigenen Welt gelebt haben und schenken sich ein ganz besonderes Geschenk zum Jahrestag...

    Von und mit: Amy, Ayleen, Destina, Emely, Erik, Hasan, Julia, Lara, Malin, Nisa, Pascal, Paul, Selina, Shibon

    Spielleitung: Paul Lutz, Burcu Pan

    Foto: Lara Ahles

    Jugendzentrum GOT, Grevenbroich, no.name,
    „tempus non fugit“

    Wer hätte vor dem Gesetz noch eine weiße Weste, wenn es den Straftatbestand des Zeitdiebstahls gäbe?
    Zeit ist ein wertvolles Gut und wenn wir ehrlich sind: Wer hat nicht schon mal jemandem Zeit gestohlen? Die Insassen unseres Gefängnisses werden dazu verdonnert, ihre Zeit abzusitzen. Im Innenhof des Zeitgefängnisses treffen die Insassen aufeinander. Was am Anfang nach Hofgang aussieht, wird schnell zu einer irren Tour, bei der man sich fragt: ist das überhaupt real?
    Zeit ist ein Thema, über das bereits alles gesagt zu sein scheint. Das macht es für die Jugendlichen der Theatergruppe spannend: Jeder hat mit der Zeit seine eigene Geschichte erlebt. In einem Gefängnis, in dem die Uhren stillstehen, gibt es paradoxerweise genug Zeit, sich diese zu erzählen und hin und wieder auszuticken. Wenn nur dieser Wärter nicht wäre…

    Von und mit: Iclal Alduman, Jan Kalvelage, Cynthia Mroczynski, Emily Rötzsch, Tessa Scholl, Lina de Vries, Victoria Wiederholz, Alina Zagorica
    Spielleitung: Werner Alderath, Marius Panitz
    Spielleitungsassistenz: Marie Kalvelage
    Mitarbeit/Hospitanz: Johannes Baum
    Technik: Tobias Haustein, Tim Schikora

    Fotos: Lara  Ahles und Paul Milde
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